Von der Gründung des Altbrünner Klosters
Ich hätte nie gedacht, dass Brünn meine Heimat sein würde. Aber am Ende hat es mir hier mehr als irgendwo sonst gefallen.
Ich bin die tschechische Königin Elisabeth Richza von Polen, Witwe des berühmten Königs Wenzel II. und des berüchtigten Königs Rudolph. Nachdem beide gestorben waren, lebte ich mit dem mächtigen Herrn Heinrich von Leipa zusammen, den der König Johann von Luxemburg mit der Verwaltung Mährens betraute. Wir wohnten auf Spielberg und hatten uns so lieb wie sonst niemand auf der Welt. Ich sehnte mich danach, etwas in meinem geliebten Brünn zu hinterlassen.
Deshalb beschloss ich, hier eine Kirche mit einem Kloster und zwei weiteren Kirchen zu erbauen, wo die Menschen für mich und Heinrich und für unsere Liebe beten würden. Lange überlegte ich, wo sie entstehen sollten, aber am Ende habe ich es dem Zufall überlassen. Mit den Hofdamen haben wir drei Seidenschals genäht und sind an einem Herbsttag auf den Hungerturm von Spielberg gestiegen.
Der erste Schal, den ich in den Wind warf, ging direkt unter dem Burghang in Alt-Brünn nieder. Er landete an der Stelle, wo heute das Kloster steht, in dessen Kirche ich an der Seite meines geliebten Heinrichs die letzte Ruhe fand.
Der zweite Schal wirbelte im Wind herum und erhob sich hoch über unsere Köpfe. Der Wind wehte ihn irgendwo in Richtung Burg Veveří, aber er ward nie wieder gesehen.
Den letzten Schal trug ein Windstoß bis ins Dorf Komín, wo ich eine Kirche erbauen ließ.
Beide Gebäude stehen noch heute in Brünn und erinnern mich daran, wie sehr es mir hier gefallen hat.