Das Brünner Rad
Altes Rathaus
Mein Name ist Georg Pirk oder Birk, wie Sie möchten. Ich komme aus Lednice. Das kennen Sie bestimmt. Es ist eine kleine Stadt, fast fünfzig Kilometer von Brünn entfernt, und heute glänzt dort das Minarett. Ich arbeite als Stellmacher in Lednice. Das bedeutet, dass ich Holzräder für Wagen und Kutschen herstelle. Das Geschäft läuft ganz anständig, das kann ich nicht leugnen.
Nach der Arbeit gehe ich immer in die Kneipe. Den Kopf freimachen. Einmal, als meine Freunde und ich bereits unseren achten Krug tranken, wettete ich aus Stolz oder Gott weiß warum, dass ich innerhalb eines Tages einen Baum fällen, daraus ein Rad machen und das Rad eigenhändig bis nach Brünn rollen würde. Am Morgen stehe ich auf und frage mich, wie ich ins Bett gekommen bin, und plötzlich schießt mir die schreckliche Wette durch den Kopf.
Du lieber Himmel! Ich zog schnell meine Hose an und ging in den Wald. Gegen halb acht war der Baum schon in der Werkstatt und ich begann mit der Arbeit am Rad. Das war gerade fertig, als die Sonne direkt über dem Haus stand. Die Zeit war wie im Fluge vergangen. Ich habe das Rad aus Lednice gerollt, na, die Leute haben mich angesehen, als wäre ich verrückt ... und los ging‘s. In Židlochovice musste ich zwei Würste herunterschlingen. Es blieb nicht einmal Zeit zum Beißen und ich eilte weiter nach Brünn.
Spielberg tauchte irgendwann nach sieben Uhr in der Ferne vor mir auf und es war noch ein langer Weg. Puh, ich habe es geradeso geschafft. Sie schlossen das Tor direkt hinter mir. Am nächsten Tag ließ ich mir im Rathaus eine Bescheinigung ausstellen und ließ das Rad dort stehen. Hauptsache, ich musste es nicht zurückrollen. Ich hatte die Wette gewonnen.
Die Lednicer Nachbarn waren um ein paar Goldstücke ärmer, und ich schwor mir ein für alle Mal, bei ähnlichen Wetten nicht zu vorschnell zu sein. Naja, und das Rad hängt bis heute im Rathaus.