Von der weißen Frau aus der Kapuzinergruft
Naja, die Liebe. Wer sie nicht erlebt hat, wird die Geschichte nicht verstehen.
Es ist schon ein paar Jahre her, dass ich ihn das erste Mal gesehen habe. Er war ein stattlicher Mann, gutaussehend, mutig und gebildet. Er konnte sogar Geige spielen. Er hätte alles werden können, was er wollte, aber er landete letztendlich beim Militär. Sein Name war Trenck, Baron Franz von der Trenck, und er konnte jede Dame haben, auf die er zeigte. Aber ich gefiel ihm auch. Er war nicht sehr fürs Heiraten, das war er nicht, aber immer wenn er aus dem Krieg zurückkam, machte er sich auf den Weg zu mir. Wie glücklich ich war.
Während der endlosen Kriege mit den Preußen befehligte er die Panduren, solch wilde Soldaten, die den Feinden ordentlich zu schaffen machten. Sie tauchten immer dort auf, wo sie niemand erwartete, und sie verpassten den Feinden normalerweise eine ordentliche Tracht Prügel. Doch das war ihnen nicht genug. Um an Geld zu kommen, begannen sie auch, die Bewohner von Dörfern und Städten auszurauben, was der Kaiserin Maria Theresia nicht gefiel.
Sie mochte Trenck zwar, aber Gesetz war Gesetz. Sie erließ einen Haftbefehl gegen den Baron, und dann ging alles ganz schnell. Als er vor Gericht stand, wurde er für alle Diebstähle und Morde zum Tode verurteilt. Was ich weinte und bettelte. Am Ende verschonten sie Baron von der Trenck. Anstatt hingerichtet zu werden, landete er im Gefängnis auf Spielberg, wo er bis zu seinem Lebensende bleiben sollte. Aber aus jedem Gefängnis kann man entkommen.
Bald erhielt ich die erste Nachricht von Trenck und dann noch eine. Kurz darauf war der Plan fertig. Doch anstelle zu fliehen, erkrankte der Baron und ging bald darauf von uns. Er wurde bei den Kapuzinern in Brünn begraben, wo er bis heute liegt. Bald verzweifelte ich vor Traurigkeit.
Nach meinem Tod verwandelte ich mich in die weiße Frau und besuche stets an Allerheiligen meinen geliebten Trenck.
Statten auch Sie ihm einen Besuch ab, damit er nicht traurig ist.